Mit Onkel Wolle den Gebrauchtwagen kaufen

Onkel Wolle Gründerteam
Das Gründerteam von Onkel Wolle (v.l.n.r.): Katja Lambricht, Markus Lambricht, Gianna Guardabasso. Im Januar startet die Pilotphase in Köln. (Foto: GKM Fuhrwerk Solutions)

Mit Onkel Wolle den Gebrauchten kaufen

Von Carmen Radeck

Onkel Wolle hat das Duisburger Startup Team von GKM Fuhrwerk Solutions seine Onlineplattform getauft, mit der es den Gebrauchtwagenkauf leichter machen möchte. Im Interview erklärt Mitgründerin Gianna Guardabasso die Idee hinter der Plattform, welche Erfahrungen sie und ihr Team bisher gemacht haben und wer dieser Onkel Wolle eigentlich ist.

Hallo Gianna, Du hast gerade ganz frisch mit Deinen Teamkollegen Katja und Markus die Onlineplattform „Onkel Wolle“ gegründet. Worum geht’s dabei?

Hi Carmen. Ja genau, wir haben Onkel Wolle im September 2015 gemeinsam gegründet und wollen damit Menschen beim Gebrauchtwagenkauf unterstützen.

Viele wollen ein gebrauchtes Auto kaufen, verfügen aber nicht über genügend Kfz-Kenntnisse, um bei der Besichtigung des gebrauchten Wagens eine wirklich fundierte Entscheidung treffen zu können.

Im Grunde kaufen am Ende viele Leute die Katze im Sack.

Genau hier wollen wir helfen und stellen dir bei der Besichtigung des Traumautos einen erfahrenen Kfz-Mechaniker an die Seite. Der schaut sich den Wagen zusammen mit dir an, gibt dir seine Einschätzung, aber auch Tipps zur Preisverhandlung. Dazu gibt es für dich eine vom Mechaniker ausgefüllte Prüfliste des Wagens.

Wie seid Ihr auf die Idee zu Onkel Wolle gekommen?

Wir waren alle selbst mal in dieser Situation. Wir mussten uns mit einem begrenzten Budget von unter 10.000 Euro ein neues Auto kaufen.

Klar, mit dem Budget schaust Du online oder in Kleinanzeigen, gehst aber nicht ins Autohaus. So war es bei uns auch. Wir haben unsere Autos online gefunden und dann alle jemanden aus der Familie zur Begleitung mitgenommen. Denn sonst stehst Du vor dem Traumauto, hast in der Regel wenig Ahnung was dahintersteckt und musst Dich auf die Angaben des Verkäufers verlassen.

Mit Onkel Wolle wollen wir diese Unsicherheit verhindern und eine fundierte Entscheidung ermöglichen.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell dahinter?

Unsere Idee verbindet eine Onlineplattform mit einer offline Dienstleistung.

Wir möchten zum einen den Käufern des Wagens eine adäquate Beratung direkt vor Ort mit an die Seite stellen und ihnen so zur bestmöglichen Kaufentscheidung verhelfen. Zum anderen möchten wir den Kfz-Werkstätten eine neue Möglichkeit bieten Kunden kennenzulernen.

Der Gedanke ist dieser: Berät der Mechaniker den Kunden bei der Besichtigung gut und steht ihm im Moment des Kaufs bei, baut der Kunde natürlich Vertrauen auf. Der Mechaniker gewinnt also eventuell langfristig einen neuen Kunden für seine Werkstatt. So haben beide etwas davon.

Die Vermittlung der Dienstleistung verursacht natürlich Kosten: Die Webseite, die Mechaniker und natürlich das Marketing wollen bezahlt werden. Dafür behalten wir einen Teil der Buchungsgebühren ein.

Übrigens: der Käufer bekommt mit Buchung der Begleitung auf www.onkel-wolle.de einen 20 Euro Gutschein für die nächste Wartung seines neuen Autos.

Wie sieht’s mit Mitbewerbern aus – gibt es solch einen Service schon in irgendeiner Form? Wenn ja, wie grenzt Ihr Euch ab?

Natürlich kannst du dir dein Traumauto schon von verschiedenen Institutionen begutachten lassen. Zum einen kannst du mit dem Wagen zur nächsten Dekra-Prüfstelle fahren, zum anderen einen Bekannten mit Autokenntnis mitnehmen oder auch in eine befreundete Werkstatt fahren.

Wir aber haben eine systematisch organisierte Plattform, auf der du einfach und unkompliziert eine Begleitung buchen kannst. Dahinter steckt ein gut ausgebautes Netz an qualifizierten Partnerwerkstätten und natürlich die Betreuung des Käufers und der Werkstatt durch uns.

Unsere Mechaniker schrauben täglich an Autos, haben also ein anderes Feeling für gebrauchte Wagen als es z. B. Sachverständige haben. Außerdem unterstützt der Mechaniker dich direkt vor Ort – das hilft eventuelle Hemmungen als Laie abzubauen, denn es gibt eine enorme Sicherheit, zu wissen ob das, was der Verkäufer vom Auto erzählt, auch wirklich Hand und Fuß hat. Er kann zudem die Probefahrt begleiten oder durchführen und dich mit soliden Informationen für die Preisverhandlung versorgen.

Wie seid Ihr an die Gründung rangegangen? Was waren die ersten Schritte und wo habt Ihr Euch Beratung und Support geholt?

Angefangen haben wir auf meinem Dachboden. Markus, Katja und ihr Hund Sam sind jeweils an den Wochenenden ins Sauerland gekommen und wir haben tagelang die Idee durchgesprochen. Ein Traum für meine Tochter Olivia (2,5 Jahre), die viel Zeit mit Sam verbringen konnte und ein Traum für uns, dass wir abends noch von meinem Mann Dominik bekocht wurden – er hat uns sogar kontinuierlich Feedback gegeben!

Die ersten richtigen Gespräche haben wir mit Kfz-Werkstätten geführt, um das Konzept auszufeilen. Als uns klar war, dass wir gründen wollen, haben wir uns mit Thomas Nußbruch von der Uni Duisburg-Essen und Andree Schäfer von der Wirtschaftsförderung Duisburg in Verbindung gesetzt, die uns sehr helfen konnten.

Im März haben wir beim Adesso Mobile Solutions Award teilgenommen, wo wir eine sehr gute Platzierung erreichen konnten. Seit Mai haben wir drei plus Sam ein Büro im Duisburger Tectrum bezogen, und wir haben unser Haus wieder für uns. 😉

Wie hat sich Euer Team zusammengefunden und was habt Ihr für einen Background? Ein paar von Euch gründen nicht zum ersten Mal, oder?

Markus und ich kennen uns schon knapp. 15 Jahre. Wir kommen beide aus dem Sauerland und haben gemeinsam Abitur gemacht. Katja haben wir an der Uni in Duisburg kennengelernt, wo wir alle BWL studiert haben. In der Zwischenzeit, genaugenommen seit Freitag, 13.11., sind die beiden übrigens verheiratet. 🙂

Das ist für uns alle die erste „richtige“ Gründung. Katja war früher als Personal-Trainerin unterwegs, ich habe eine Zeitlang bei einem Team in Dortmund in der Vor-Gründungsphase mitgewirkt, das jedoch am Ende nicht gegründet hat.

Wie finanziert Ihr Euch in der Anfangsphase?

Wir bootstrappen im Moment noch komplett. D.h. sowohl die Gründung und unser Büro als auch die kommende Pilotphase ab Januar in Köln finanzieren wir selbst. Wir arbeiten alle im Moment noch halbtags, um Geld ins Unternehmen stecken zu können.

Zum Ende der Pilotphase und vor dem deutschlandweiten Start wird es dann eine Finanzierungsrunde mit Investoren geben.

Wo steht Ihr gerade mit Eurem Startup? Was steht auf der to do Liste, was sind die aktuellen Herausforderungen?

Wir stehen im Moment kurz vor dem Start unserer Pilotphase in Köln. Grade aktuell haben wir eine Partnerschaft mit einem großen Werkstattverbund geschlossen, der einen Teil unserer Mechaniker in Köln bzw. später sogar deutschlandweit stellen wird.

Zudem möchten unser Unternehmen ein wenig bekannt machen, in Gründerszene und Social Media. Wir freuen uns daher riesig über jeden Like auf unserer ganz frischen Facebook Seite 😉

Was sind Eure bisherigen Erfahrungen als Gründer, was könnt Ihr als wichtige Learnings für Euch verbuchen?

Ich würde sagen, zum einen ist das Team sehr wichtig, zum anderen der Fokus auf die wichtigen Dinge.

Es kommt vor der Gründung und in der Startphase immer wieder zu Situationen, bei denen es auf eine klare Kommunikation im Team und die Zusammenarbeit ankommt. Da ist eine Freundschaft teils hilfreich, teils aber auch nicht. 😉

In unserem Team bringen wir zudem alle verschiedene Skills mit. Sich dessen bewusst zu sein, was Deine Partner können und was nicht, ist meiner Meinung nach essenziell.

Ein Learning für uns war auch, den Blick auf das Ziel nicht zu verlieren und sich nicht zu sehr mit Details aufzuhalten. Wir kommen und kamen ständig an den Punkt, unser Konzept verändern und erweitern zu wollen. Da haben uns Gespräche mit erfahrenen Außenstehenden wie u.a. Business Angels geholfen.

Wichtig ist allerdings auch, überhaupt erst einmal zu starten!

Jetzt noch mal zu Onkel Wolle. So einen kann man sich doch nicht ausdenken, den gibt’s wirklich, oder?

Onkel Wolle ist tatsächlich zu gut, um ihn sich auszudenken!

Katjas Onkel Wolle ist Kfz-Mechaniker und hat Katja & Markus vor zwei Jahren beim Kauf ihres neuen Gebrauchten begleitet und super beraten. Wir wissen, dass eben nicht jeder jemanden in der Familie hat, der da genauso helfen kann. Daher mit uns einen Wolle für jeden Gebrauchtwagenkäufer!


Update 31.10.2016:

Onkel Wolle sagt Goodbye

In einer Mail an Freunde und frühe Förderer verkündet das Gründerteam des Duisburger Startups das Ende von Onkel Wolle. Als Grund nennen die drei, dass sie nicht geschafft haben, vertretbare Ergebnisse zu erzielen, die ein Fortführen rechtfertigen.

Geschrieben von
carmen
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Geschrieben von carmen