Finanzierungsmöglichkeiten für Social Startups im Ruhrgebiet

Von Dieter Welfonder

Alles wandelt sich: das Ruhrgebiet ist der ideale Tummelplatz für Problemlöser. Überall gibt es etwas zu verbessern, zu erneuern, oder erst mal aufzubauen. Schön, wenn man dafür auch zahlen kann.

Egal, wo die Startup-Reise hingeht: Zu den größten Baustellen junger Gründer-Teams zählen die Vermittlung von Kapital und Kompetenzen. Auch für nachhaltige Startups und Social Entrepreneure gilt das Primat der Wirtschaftlichkeit. Mit dieser Übersicht über wichtige Fördermöglichkeiten wird ambitionierten Sozialunternehmern geholfen.

Kapitalgeber und Finanzierungspartner

Social Entrepreneure Finanzierung Förderung Ruhrgebiet
Glück gehabt: für Sozialunternehmen ist die Partnersuche bei der Finanzierung in der letzten Zeit leichter geworden

Auch, wenn die Finanzierungslandschaft für Social Business-Startups „traditionellen“ Startup-Ökosystemen hinterher hinkt: in den letzten Jahren haben sich auch hier Strukturen und Netzwerke für Social Entrepreneure und öko-sozial / nachhaltige Gründungen entwickelt.

Diese haben sich mit ihren Kompetenzen, Kontakten und ihrem Kapital speziell der Social Entrepreneurship-Szene verschrieben.

Deshalb hier eine kurze Liste wichtiger sozialer Risikokapitalgeber und Förderprogramme für den deutschsprachigen Raum:

  1. Ananda Social Venture Fund: Wagniskapitalinvestoren für Social Enterprises in Europa mit Sitz in München
  2. BonVenture: Fonds und Stiftung für soziale Verantwortung
  3. FASE: Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship
  4. Investment Ready Program: Kapital für Sozialunternehmer aus Mitteleuropa
  5. Social Impact Finance: Qualifizierung für Crowdfundingkampagnen und Vermittlung von Kompetenzen aus dem Bereich Gründungsfinanzierung*
  6. Sustainable Business Angel-Programm: Betreuungsangebote und Kontakt zu Investoren über 12 Monate
  7. Startup4climate: Gründungsförderung für Startups im Bereich Klimaschutz
  8. Tengelmann Social Ventures GmbH: Seed-Investments für Social Businesses
  9. WACKSTUM: Kapitalgeber für Gründerteams im Bereich von 0,1 Mio. bis 0,5 Mio. Euro

* Über das Programm Social Impact Finance informieren die Social Impact Labs, z.B. in Duisburg.

Eine Übersicht über international agierende Risikokapitalgeber für Social Business-Akteure gibt es hier.

Finanzierungsalternativen für Social Entrepreneurship: Wettbewerbe und Crowdfunding

Wettbewerbe als Finanzierungsalternative für Startups im Ruhrgebiet
Die Vielfalt der Gründungswettbewerbe ist bereits jetzt überwältigend und wächst sogar noch weiter

Ideen- und Startup-Wettbewerbe sind eine gute Möglichkeit, die eigenen Konzepte auf Stärken und Schwächen abzuklopfen.

Wettbewerbe sind für Teams in allen Gründungsphasen interessant. Manchmal springt dabei sogar eine erste Finanzierung raus, oftmals zumindest die Möglichkeit zum Netzwerken, oder zur Profilierung des eigenen Startups in der Vorgründungsphase.

Und selbst wenn man die Expertenjurys nicht überzeugen kann: immer öfter hilft die anonyme Internet-Community via Crowdfunding bei der Finanzierung.

Zur Orientierung gibt es hier eine Liste mit Startup-Wettbewerben und Crowdfunding-Plattformen für nachhaltige, grüne und soziale Gründer im Ruhrgebiet:

Betterplace 
Betterplace ist die größte Spendenplattform Deutschlands. Wer ein soziales Vorhaben plant, kann dort mit Hilfe der Crowd Geld einsammeln.

Startnext
Startnext ist die größte Crowdfunding Plattform für kreative und nachhaltige Ideen, Projekte und Startups in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

KUER Gründungswettbewerb
Stark in der Region verortet ist der Startup-Wettbewerb KUER für Klima, Umwelt, Energieeinsparung und Ressourcenschonung. Er wird veranstaltet von der Startbahn Ruhr GmbH, und verbindet ein Coaching- und Mentoringprogramm mit der Teilnahme am Wettbewerb und der Aussicht auf zwei Prämierungsstufen.

GreenTec Awards
Die GreenTec Awards sind Europas größter Umwelt- und Wirtschaftspreis.

Gründerwettbewerb InnoWASTEon  
Der Innovations- und Gründerwettbewerb richtet sich an Problemlöser aus dem Bereich Abfall und Kreislaufwirtschaft, Recycling und Upcycling, Ressourcenschonung und Umweltschutz.

Next Economy Award
Der Next Economy Award ist die nationale Auszeichnung für Startups, die auf Nachhaltigkeit und die Green Economy setzen.

Act for Impact
Mit 51.000 Euro ist  Act for Impact das höchstdotierte Förderprogramm für Sozialunternehmer aus den Bereichen Bildung und Integration im deutschsprachigen Raum. Organisiert wird Act for Impact von der Vodafone Stiftung.

empowering people. Network-Award der Siemens-Stiftung
Wer einfache technische Lösungen entwickelt, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, ist hier richtig.

GENERATION-D 
GENERATIOND ist ein bundesweiter, interdisziplinärer Ideenwettbewerb für Studierende aller Fachrichtungen zur Förderung von Ideen. Die Förderung umfasst ein projektgebundenes Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro. In den letzten Jahren wurde pro Team eine Preisspanne zwischen 1.500 Euro und 5.000 Euro vergeben.

PEP – Programm Engagement mit Perspektive
Das Programm bietet jeweils 2 Engagierten aus 10 verschiedenen Projekten einen strukturierten Prozess, um so gemeinsam an der Wirksamkeit ihrer Projekte zu arbeiten. Unterstützt werden sie dabei von Experten, Mentoren und Coaches.

startsocial 
startsocial ist ein Wettbewerb zur Förderung des freiwilligen sozialen Engagements in Deutschland. Unter dem Motto „Hilfe braucht Helfer“ soll der gegenseitige Wissenstransfer zwischen Wirtschaftsunternehmen und sozialen Unternehmungen gefördert werden.

yooweedoo Ideenwettbewerb
Beim yooweedoo Ideenwettbewerb können sich Studierende um Startkapital zur Durchführung eigener Projekte bewerben. Die Förderung beträgt dabei bis zu 2.000 Euro Startkapital.

Über weitere aktuelle Gründungswettbewerbe informieren auch die Portale ideenwettbewerbe.com (per Newsletter) und Für Gründer (als PDF).

Download-Tipps:

  • BMWI (2016), Praxisleitfaden Soziales Unternehmertum (PDF)
  • BMWI (2015), Studie: Herausforderungen bei der Gründung und Skalierung von Sozialunternehmen. Welche Rahmenbedingungen benötigen Social Entrepreneurs? (PDF; Zusammenfassung)
  • Clearlyso (2012), Guide for the ambitious social entrepreneur (PDF) (dt.: Leitfaden für den anspruchsvollen Sozialunternehmer), London
  • European Venture Philanthropy Association (dt.: Europäischer Verein für unternehmerische Philanthropie), Social enterprise: From definitions to developments in practice (PDF) (dt.: Sozialunternehmer: Von Definitionen zu Entwicklungen in der Praxis)
  • Europäische Kommission (2013), Guide on social innovation (PDF) (dt.: Leitfaden zur sozialen Innovation), Brüssel

Sonstige Link-Tipps:

Logo Ashoka Deutschland
Quelle: Ashoka Deutschland

Ashoka
www.ashoka.org

Jeder, der sich mit Social Entrepreneurship beschäftigt, kennt Ashoka; die Organisation ist eines der Aushängeschilder der Social Business-Bewegung. Ashoka ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die führende soziale Unternehmen bei der Unternehmensentwicklung und dem Zugang zu Kapital unterstützt.

Ashoka ist in knapp 70 Ländern weltweit aktiv, darunter in 17 EU-Staaten.

Besondere mediale Aufmerksamkeit und Förderung erhalten die „Ashoka Fellows“ (dt.: Ashoka Partner) – herausragende Vordenker und Visionäre, die unternehmerische Lösungen für gesellschaftliche Probleme entwickeln. In Deutschland waren das 2015 z.B. Jacob Radloff von Oekom Research und Dr. Mira Maier von mystipendium.de.

efc Logo
Quelle: European Foundation Centre

European Foundation Centre – EFC
www.efc.be

Das EFC ist ein europäischer Dachverband, in dem mehr als 230 Stiftungen sowie als Finanzgeber tätige Unternehmen organisiert sind.

Im Mittelpunkt der Aktivitäten des European Foundation Centre steht die Stärkung einer  unabhängigen Finanzierungslandschaft für Philanthropie in Europa.

Außerdem verfolgt das efc den Auf- und Ausbau einer unterstützenden Infrastruktur, die Innovation, Dynamik und Kooperation für das öffentliche Wohl in Europa beschleunigen kann.

Logo Grameen Creative Lab
Quelle: The Grameen Creative Lab GmbH

Grameen Creative Lab
http://www.grameencreativelab.com

Social Business-Inkubator mit angehängtem Friedens-Nobelpreis:  Das Grameen Creative Lab möchte die Sensibilisierung für Social Business-Lösungsansätze beschleunigen, zur Kompetenzentwicklung bei Sozialunternehmern beitragen.

Es berät öffentliche Investoren und Anleger bei der Entwicklung und Umsetzung von Gemeinschaftsprojekten, etwa dem Joint Venture von Grameen mit BASF oder Danone.

Social Entrepreneurship Akademie
Quelle: Social Entrepreneurship Akademie

Social Entrepreneurship Akademie (SEA)
http://www.seakademie.de

München ist derzeit wohl die Social Entrepreneurship-Hochburg im deutschsprachigen Raum – zumindest was die Kompetenzvermittlung betrifft. Dort haben sich die vier Hochschulen themenorientiert zusammen geschlossen, um mit der SEA ein umfassendes Ausbildungsangebot rund um das Thema gesellschaftliche Innovationen zu entwickeln.

Die SEA bietet Social Business-Novizen ein umfangreiches Programm zur Kompetenzentwicklung, darunter interaktive Workshops,  Zertifikatsprogramme und Netzwerktreffen – und eine Finanzierung der Module über Stipendien. Sie richtet damit sich an Studierende aller Fachbereiche, Berufserfahrene, bereits bestehende oder im Entstehen begriffene Sozialunternehmen, sowie Stiftungen, Vereine, Verbände und Wirtschaftsunternehmen.

Logo Social Impact Lab
Quelle: Social Impact gGmbH

Social Impact Lab
http://socialimpact.eu/

Das Ziel der Social Impact Labs mit Standorten in Berlin, Potsdam, Leipzig, Hamburg, Frankfurt und seit Anfang 2016 auch in Duisburg ist die Förderung sozialer Innovationen. Dort entwickelte Konzepte sollen zur Zukunftsfähigkeit und zum sozialen Ausgleich beitragen.

Die Social Impact Labs bieten Programme für Social Startups und Social Impact Labs in Deutschland, Österreich & der Schweiz, sowie spezifische Gründungsberatung für einzelne Zielgruppen.

Zu den wichtigsten Programmen der Social Impact Labs gehören dabei, abhängig vom Standort:

Logo Social Startups
Quelle: social-startups.de

Social-Startups.de
http://www.social-startups.de

Die Social Startup-Szene hat seit kurzem mehrere mediale Sprachrohre im Internet: „Social-Startups.de“ ist eins davon, The Changer ein anderes. Beides sind Informationsplattformen zu den Themen Social Entrepreneurship, nachhaltig innovative Geschäftsideen und Social Business-Trends.

Wer sich darüber hinaus noch inspirieren lassen möchte: sowohl Crunchbase, als auch Angel List sammeln Informationen zu nachhaltigen Startups (Venture Capital Partner, Gründer, etc.).

Literaturtipps:

  • Hackenberg, Helga (Hrsg.): Social Entrepreneurship – Social Business: Für die Gesellschaft unternehmen, VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011, ISBN 978-3-531-17759-5
  • Heister, Peter: Finanzierung von Social Entrepreneurship durch Venture Philanthropy und Social Venture Capital, Gabler Verlag, Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010, ISBN 978-3-8349-2641-8
  • Jansen, Stephan A. (Hrsg.): Sozialunternehmen in Deutschland, Springer Fachmedien Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-01073-7
  • Schwarz, Sabine: Social Entrepreneurship Projekte, Springer Fachmedien Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-05169-3

Alle Bücher sind im lokalen Buchhandel erhältlich. Wer über diesen Link online bestellen möchte, kann das Geschäftsmodell von boost fördern – einem Social Business, das Einkaufen mit Mehrwert leicht macht.  Gleichzeitig fördert eine Bestellung über den Link dann die gemeinnützigen Aktivitäten des Vereins Weitblick an der Universität Duisburg-Essen.


Dieter Welfonder
Dieter Welfonder (Foto: privat)

Dieter Welfonder (lean|green|startup, XING) ist Lehrbeauftragter für Innovation und Nachhaltigkeit. Er leitet u.a. Seminare zum Thema „Business Model Generation für nachhaltige Startups“ an der Universität Duisburg-Essen.

Als Coach und  Mentor unterstützt er bei den Gründungswettbewerben The Venture und Start2Grow Gründerteams u.a. bei der Entwicklung der Geschäftsmodelle und digitaler Marketingstrategien. Er ist Inhaber der beta|ideas agentur für innovation und zukunftsfähigkeit und beta|rank agentur für digitales marketing. Er betreibt auch die Plattform ideenwettbewerbe.com

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