Startup Accelerator: EZW-Geschäftsführer Tim Kahrmann im Interview

Von Carmen Radeck

Mit der Vision, von Witten aus ein großes Startup Eco-System für NRW zu schaffen und dazu beizutragen, dass es mehr erfolgreiche innovationsorientierte hier im Ruhrgebiet gibt, ist das Entrepreneurship Zentrum Witten (EZW) vor einem Jahr an den Start gegangen. Für die Arbeit des EZW-Teams heißt das konkret, Startups in der frühen Phase mit Mentoring, Infrastruktur, Wissen und vor allem dem Netzwerk der Uni Witten/Herdecke zu unterstützen. Inzwischen werden die ersten Startups flügge und verlassen das EZW – und neue stehen schon in den Startlöchern.

Über das erste Jahr, die Ziele und Zukunftspläne des EZW habe ich mit Geschäftsführer Tim Kahrmann gesprochen, der vor kurzem die Nachfolge von Thilo Pukall angetreten hat.

Hallo Tim, was genau ist das EZW und mit welchem Ziel wurde es vor einem Jahr gegründet?

Tim Kahrmann Geschäftsführer EZW
Tim Kahrmann (Foto: EZW)

Das Entrepreneurship Zentrum Witten ist eine gGmbH, also eine gemeinnützige Organisation, die kreativen und innovationsorientierten Menschen im Ruhrgebiet die Möglichkeit bietet, ihre Geschäftsideen, Visionen auszutesten und sich im Unternehmertum zu erproben.

Die langfristige Vision des EZW ist es, ein großes Startup Eco-System im Ruhrgebiet zu etablieren.

Welche Unterstützung bietet ihr Gründern, die ihr unter eure Fittiche nehmt?

Jedes Team erhält individuelle Unterstützung, die sich voll und ganz nach den Bedürfnissen der einzelnen Startups richtet. Im Grunde erhalten die Teams alles, was sie in den ersten Phase benötigen.

Neben Büroräumlichkeiten, Austauschmöglichkeiten mit anderen Gründern und natürlich einer Kaffeemaschine, bieten wir den Startups themenrelevante Workshops und auch professionellen Beistand im Hinblick auf rechtliche Fragen. Des Weiteren helfen wir bei der Suche nach Investoren und stellen ihnen Mentoren aus dem Alumni-Netzwerk der Universität Witten/Herdecke zur Seite.

Welche Gründer können sich bei Euch melden?

Melden kann sich jeder, der eine Vision hat und den Wunsch hegt, diese umzusetzen. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um Studenten, Alumni oder wissenschaftliche Mitarbeiter handelt.

Nebensächlich ist ebenfalls, ob diese von der Universität Witten/Herdecke, Bochum oder Dortmund kommen. An erster Stelle stehen die Idee und die Motivation, die die Interessenten mitbringen. Grad gestern sind 3 Jungs von der TU Dortmund bei uns gestartet.

Ist diese Unterstützung und das Mentoring zeitlich begrenzt?

Ja. Wir unterstützen Gründer in der Pre-Seed und Seed-Phase. Diese dauern in der Regel zwischen 9 und 16 Monaten. Wir möchten den Gründern natürlich helfen, möglichst schnell Fuß zu fassen und so werden wir im Herbst ein eigenes Accelerator-Programm vorstellen, dass diesen Prozess unterstützt.

Welchen Ansatz bzw. welche Methoden verfolgt Ihr beim Mentoring?

Wir bieten sowohl thematisches als auch branchenspezfisches Mentoring und können dies so auf die Gründungsphase und die Branche des Startups fokussieren.

Wo sollten Eure Startups idealerweise stehen, wenn sie euch verlassen?

Sie sollten ein erprobtes Business-Modell vorweisen können, das bereits Geld abwirft, oder einen Investor im Rücken haben, der sie ab diesem Zeitpunkt weiter unterstützt.

Inwieweit seid Ihr mit der Uni Witten/Herdecke verbunden, bzw. wie arbeitet ihr zusammen?

Wir begreifen uns selbst als Startup und sind im Forschungszentrum auf dem Campus der Uni Witten/Herdecke untergebracht. So haben wir direkten Zugang zur Forschung, dem weit-verzweigtem Kontaktnetzwerk der Uni, ihren Alumnis und last but not least motivierten Studenten mit innovativen Ideen.

Studiumbegleitendes Unternehmertum wird in Witten sehr groß geschrieben. Die Universität ist Gesellschafter des EZW, gibt uns aber gleichzeitig allen Freiraum, den wir brauchen.

Welche Rolle spielt die Region, also das Ruhrgebiet für das EZW?

Eine sehr wichtige Rolle: Das Ruhrgebiet ist mit knapp 5 Millionen Menschen die größte Agglomeration Deutschlands. Das sind alles potentielle Kunden für unsere Startups. Daneben bietet die Region eine Infrastruktur, die sich andere Gegenden nur wünschen können.

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Neben Mentoring und dem Netzwerk bekommen die Starutps im EZW auch Support in Sachen Infrastruktur. (Foto: EZW)

Es gibt eine Vielzahl an erfolgreichen mittelständischen Unternehmen, die mögliche Kooperationspartner sein können und durch ein dichtes Hochschulnetz bietet die Region Startups darüber hinaus Zugriff auf gut ausgebildete Mitarbeiter. In unserem Kern wollen wir den Strukturwandel im Ruhrgebiet nachhaltig mitgestalten und moderne Arbeitsplätze in der Region schaffen, sodass junge Menschen nicht abwandern müssen, um sich verwirklichen zu können.

Welche Gründer(teams) betreut ihr derzeit?

Zurzeit befinden sich mehrere und vor allem sehr verschiedene Startups in den Fittichen des EZW. Unter anderem Lunchio, ein Dienstleister, der das Business-Lunch revolutionieren möchte; MateApps, die bereits mit ihrer WG-App Flatmate erste Erfolge feiern durfte; Sir Armais, ein Online Fashionstore für den modebewussten Mann und Klinik Anamnese, die jungen Ärztinnen und Ärzten helfen, ihre Traumstelle zu finden.

Die Auftaktveranstaltung vor einem Jahr war sehr beeindruckend und hat frischen Wind in das Angebot an Startup-Events gebracht. Wie hat sich das erste Jahr für Euch gestaltet und welche Pläne habt Ihr für die Zukunft?

Vielen Dank. Wir können in der Tat auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurück blicken, in dem wir uns schon sehr gut am Standort in Witten etablieren konnten. Mittlerweile hat es sich rumgesprochen, dass es uns gibt und so erhalten wir viele Initiativbewerbungen von interessierten Gründern.

Jetzt geht es daran, uns auch im Ruhrgebiet einen Namen zu verschaffen. Dies wollen wir allerdings nicht mit Großmut, sondern mit Leistung und dadurch erreichen, dass wir den Dialog zu den anderen Standorten aufbauen. Wie anfangs erwähnt, wollen wir zudem unser eigenes Accelerator-Programm starten, das ein wichtiger nächster Schritt für das EZW ist.

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carmen
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